Finale – ein idealer Ort: es gibt mehrere ausgebaute Terrassen (die Camper vor uns haben mit viel Mühe und Liebe zum Detail Tische, Bänke und sogar eine Arbeitsplatte gebaut & sonstige nützliche Dinge zusammengetragen, die leider zum Teil schon schrottreif sind, so dass wir erstmal einen kleinen Subotnik starten), eine Toilette, Wasser, die Möglichkeit Feuer zu machen & last but not least eine wunderbar bergige, ja felsige und waldige Landschaft die, wenn man schon nicht klettern kann, so doch wenigstens zum wandern einlädt .
Betrieben wird vor allem Landwitschaft (mmh, Orangen & Mandarinen und baah, Oliven, die nicht einfach so vom Baum genossen werden sollten, sondern vor Verzehr mindestens 15 Tage in Salzlake weichen müssen) & Tourismus (was den Orten Finalborgo & Finale Ligure einen grossen Supermarkt, 2 Internetcafes, 2 Outdoorläden und so einige Kneipen & Restaurants beschert hat).
Also, eine perfekte Campinginfrastruktur, bis auf die Tatsache, dass all‘ diese Errungenschaften ca. 10 km vom Monte Cuccoo (an dem der ideale Zeltplatz gelegen ist) entfernt liegen. Das sind 2h zu Fuss bzw. 15 min zu trampen…wenn man denn mitgenommen wird. Das Konzept, dass jemand kein Vehikel besitzt (nicht mal einen Fiat Punto oder eine Vespa), scheint den Italienern fremd zu sein. Nicht so den meisten von uns kennengelernten Ausländern, die oftmals (nicht nur in Italien) diejenigen waren, die uns schmutzige, bepackte und häufig schwarzgekleidete (huah…Räuber, Diebe, Vagabunden) Tunichtgute mitgenommen haben – selbst weitgereist & mit Vorurteilen behaftet. Einer von ihnen heisst José Carlos und kommt aus Montevideo, Uruguay, und hat uns mehrere Male mit seinem Transporter irgendwohin gefahren & uns mit Wein, Artischocken und selbstgemachter Feigenmarmelade beschenkt.
Nun, nach einer Weile haben sich dann auch die ortansässigen Italiener ans Trampen gewöhnt (& haben uns dann häufiger mal mitgenommen), & wir haben uns auch daran gewöhnt, dass keiner anhält (und sind dann öfter mal Bus gefahren).
Es dauert eine ganze Zeit bis wir der in unserer Nähe zeltenden Österreicher gewahr werden: es ist Tobi, der eingefuchste Kletterer und SozPäd, der schon knappe 2 Monate mit seinen 2 jugendlichen Schützlingen in einer Zeltfestung unterhalb der Terrassen wohnt & mittels Kletterei und strengen Regimes seine straffällig gewordenen Jugendlichen auf den rechten Pfad zurückverhilft. Zu weihnachten dürfen sie wieder nach hause nach Voraalberg bevor es dann für 6 Wochen nach Polen zur Trekkingtour geht, und danach wiederum müssen sie 8 Wochen gemeinnützige arbeit in der region leisten. Klingt wie eine wirklich tolle Reha-Massnahme, aber auch eine teuere – undenkbar für Berliner Verhältnisse!
Abgesehen von den Bauarbeitern, die fleissigst den neuen Zeltplatz am Monte Cuccoo fertigstellen (der dann wohl nicht mehr umsonst sein wird) und dem Pizzabäcker Antonio bekommen wir hier nicht allzu viele Menschen zu Gesicht. Nur an den Wochenenden & nur bei gutem Wetter trauen sich ein para zumeist italienische Kletterer hierher. Wir geben unser Bestes mit ihnen Kontakt aufzunehmen, um mal wieder einige Routen klettern zu können, allerdings vergeblich. Keiner ist länger als 2 tage da, oft sind es grosse Gruppen, die selbst nicht genug bekommen können & nur mehr als ungern ihre Ausrüstung verleihen. Am Tag vor unserer Abreise kommen 2 dürre deutsche Sportkletterer an, deren Gurte uns einfach nicht passen wollen…
Das war’s dann also: Finale ohne Klettern; das Meer nur peripher; eine Woche lang sind sämtliche Tiefdruckgebiete sind an uns und unserem Zelt abgeprallt (siehe hier und hier); Feuer getankt bis wer weiss wie lange – wirkommen gern zurück, Finale, verlassen dich aber auch nach 2 ½ Wochen gern…Richtung Frankreich!
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Mich hats gerade ziemlich gegruselt, als ich den Mirko da so lässig auf dem Felsen sitzen gesehen habe.
Noch ein paar Millimeter neugierig nach vorne gebeugt und der Körperschwerpunkt befindet sich über der Kante, scheint mir…
Allerbeste Grüße an Euch beide aus meinem Computer-Kabuff!