Rastlos auf Raststätten

Gepackt und gesackt verlassen wir den Zeltplatz am Monte Cucco, laufen ein Stück in Richtung Finale, werden bis zum Bahnhof in Finale Ligure mitgenommen, platzieren uns vor der Piaggio-Fabrik, steigen nach einigen verwirrenden Telefonaten bei einem Rumänen ins Auto, fahren bis zur nächsten Raststätte auf der Autobahn, lassen uns von einem italienischen Fernsehstar einige Kilometer weiter zur Raststätte Andora mitnehmen, wiederholen hier einige tausend Male unsere Frage „Stai andando a Francia?“, bekommen ebenso oft ein „no“ oder gar keine Antwort zu hören, freuen uns bedingt über das „Ja, aber erst morgen früh um acht.“ eines französischen Lastwagenfahrers, verfluchen den italienischen Fernsehstar, biwakieren unsere erste Nacht auf einer Raststätte, werden glücklicherweise vor 8 Uhr wach, gesellen unsere Rucksäcke zu einer Million TetraPacks Tomatensauce und uns selbst in Christophs gemütliche Fahrerkabine, Mirko legt sich schlafen und erholt sich von der feuchten Nacht, unterdessen reaktiviert Marie ihre Französischkenntnisse, ärgerlicherweise fliegen die berühmten Städtenamen der Cote d’Azur nur so an ihr vorbei – Cannes, Nizza, San Remo – an einer Raste zw. Aix und Marseille trocknen wir unsere nassen Schlafsäcke vor der Kulisse des Ste. Victoire, ein Swimmingpoolhersteller bringt uns durch das mistralige Rhône-Tal vorbei an all den schönen Klettergebieten der Provence bis nach Montpellier, wir lassen uns von einem jungen Marineoffizier in Richtung Narbonne mitnehmen, entscheiden uns spontan mit nach Toulouse zu fahren, steigen für zwei Tage in einem Studentenwohnheim/Hostel ab, waschen uns und unsere Sachen, zahlen erstmalig für unsre Unterkunft, schauen uns eine Ausstellung des Illustratoren Edmund Dulac an, schlendern durch das vorweihnachtliche Toulouse, Marie drängt es in noch wärmere Gefilde, wir halten also wieder den Daumen raus, diesmal an einer Mautbrücke, ein gehetzter Holländer irakischer Abstammung fährt uns über die Pyrenäen, vorbei an Andorra, es dämmert und wir lassen uns 100km vor Barcelona rauswerfen, das Castell de Balsareny wird unser Lager in dieser längsten Nacht des Jahres, keine Lust auf Zelt, dafür Sonnenwendfeuer mit Ablasshandel, fahren mit drei verschieden Autos bis kurz vor Barcelona, verfangen uns im Autobahndreieck, keiner fährt in unsere Richtung oder will uns mitnehmen, nächtigen völlig verzweifelt diesmal im Zelt an der Raststätte „Bellaterra“ zwischen zwei Autobahnen, können am nächsten Tag auf eine andere Raststätte umsiedeln, kommen bis zum frühen Abend immernoch nicht aus dem Bannkreis Barcelonas heraus, empfangen dann am 23.12. verfrüht unser Weihnachtsgeschenk in Form von Francis und Natalia, sie fahren nach Westen statt nach Süden, egal, wir sind froh: irgendjemand nimmt uns irgendwohin mit, es geht also in Richtung Madrid, um 1:00 Uhr nachts erreichen wir Manzanares, essen Tapas & trinken Wein, philosophieren über Zufall,  Glück und Schicksal, schlafen weich, warm und wonniglich, wachen auf und es ist Weihnachten, wir beglücken unsere Familien mit einem Anruf und lassen uns auf Francis‘ Anraten in den nahegelegenen Naturpark „La Pedriza“ fahren – so viel Glück auf einmal: ein äusserst symphatischer kletterfreudiger Madridflüchtiger, der noch bevor wir in sein Auto stiegen uns einlud, bei ihm zu nächtigen, geduldig  unsere Weihnachtseinkäufe und -telefonate abwartete, um uns dann in eine Mischung aus Yosemite und Joshua Tree zu fahren … PUNKT!!!

Unsere erste Nacht auf einer Raststelle - bei Andora

Schlafsäcke trocknen - im Hintergrund der Ste. Victoir

Marie ist ganz entzückt von Edmund Dulac

Weihnachtsmarkt in Toulouse

Die Garonne in Toulouse bei Nacht

Parkhaus in Toulouse

Mas o menos

Spanien empfängt uns sehr frostig

Das Castell de Balsareny im Morgenlicht

Castell de Balsareny

Unsere zweite Nacht auf einer Raststelle - diesmal direkt zwischen zwei Autobahnen - wrrrruuuummmm

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